Tag 45 Bosiljevo Lokve 59km

Veröffentlicht am 13. Juli 2021 um 19:50

Manchmal läuft es nicht wie gewollt. Die Planung sieht vor und die nächste Unterkunft ist so gebucht, dass ich am Samstag die Fähre von Pula nach Venedig nehmen kann. Soeben erhalte ich die Absage der Reederei, dass die Fähre ausgebucht sei. Vor fast einer Woche habe ich die Strecke reserviert. Ich bin echt sauer, aber es ist ja nicht das erste Mal, dass umgeplant werden muss. Ich habe zwar versucht die Reederei zu kontaktieren, leider erfolglos. So bleibt wahrscheinlich nur die Variante mit dem Rad. Der Weg führt dann einmal um Istrien herum über Triest nach Treviso. Geht auch, dauert nur länger. Und den Weg von Pula bis Italien bin ich schon mal in umgekehrter Richtung gefahren. Ich werde mich wohl damit abfinden. Die Ecke ist ja auch echt schön und leckeren Fisch gibt es auch. 

Heute bin ich wirklich in einem gottverlassenen Dorf auf 900 Metern Höhe. Eine Pension hat mich aufgenommen. Die Herbergsmama ist wirklich süß. Spricht kein Wort Deutsch oder Englisch, bietet mit aber erst mal bei der Ankunft einen selbstgebastelten Schnapps an. Den nehme ich gerne an. Auf dem Zimmer wird mir alles gezeigt und der Warmwasserboiler angeworfen. Etwas in die Jahre gekommen aber irgendwie schön. Ich habe einen tollen Balkon mit Blick in die Berge - wenn man nach oben schaut. Unten ist eine Werkstatt für was auch immer. Auf jeden Fall steht dort ein rostiger LKW.

Es gab keine andere Wahl, denn dies ist die letzte Unterkunft vor Rijeka und das hätte ich heute nicht geschafft. Zwischen Zagreb und Küste liegt eine anspruchsvolle Bergkette und bei den heute angesagten 36 Grad, war das genug. Und das stimmte auch. Eigentlich ging es nur hoch.

Die Strecke führte fast immer parallel zur Autobahn Zagreb - Rijeka. Mal ist sie weit über einem, mal schaut man von oben drauf. Dann verschwindet die Autobahn in einem Tunnel. Man fährt drüber oder drunter.  Das Tal bietet halt nicht so viel Platz. Aber es ist schon imposant, wenn man die riesigen Brückenpfeiler sieht und die vorbei rasenden Autos.

Es bleibt aber Zeit in der Pension, mich um meine löchrige Luftmatratze zu kümmern. Um dem Loch auf die Spur zu kommen, gibt es hier eine Dusche mit sehr tiefer Duschwanne. Das Übel wird aufgespürt, als ich die gut aufgeblasene Matte durch das eingelassene Wasser ziehe. Luftblasen geben unmissverständlich Aufschluss über die Stelle, wo das Repair Kit angebracht werden muss. Wenn es nicht helfen sollte, kommt das Ding leider morgen ins den Müll.

Es gab heute ein wenig Zeit mal zurückzublicken. Einige Bekanntschaften auf der Tour hatten sich immer mal wieder gemeldet. 

So zum Beispiel Christian, mit dem ich in Bad Gandersheim die Flasche Wein geköpft habe. Er hat mir zu den Mircofaser Hand tüchern geraten. Und eingentlich heißt er Christian.

Oder der Rollerblader aus dem Grunewald, den ich so flott überholen konnte. Er hat mit bestätigt, dass das angekündigte Weizenbier extrem lecker war.

Dann war da noch Martin, der sich nach meiner Sicherheitsausstattung erkundigt hat. Leider war er nicht damit zufrieden, dass meine neonfarbenen T-Shirt genügend Aufmerksamkeit im Straßenverkehr erzeugen. Wahrscheinlich hat er Recht, dass man noch mehr machen könnte.

Und Werner, der das Quiz in Danzig gewonnen hat und den lustigsten auf dem Bild korrekter Weise identifiziert hat. Das Goldwasser als Preis werden wir hoffentlich in ein Bier nach meiner Rückkehr tauschen. 

Welcher Kommentar jedoch am besten den Kern der Sache trifft, kam von dem Vater, den ich mit seinem Sohn kurz nach Breslau getroffen habe. Diesen habe ich zum Schluss für heute im Original und  etwas gekürzt hier eingefügt. 

„I had a pleasure to meet Markus on his way in Poland close to Wroclaw. He was on his day 30th, we were on our 1st day with my son, on total 5 days trip. 
This, what is 50th anniversary for you , was 25th anniversary for my bike :)
Meeting you was a great moment for my 11 year old son, as he saw clearly how fantastic multiday biking is, and how nice people you can meet from all around world. For next days of our trip we were still hoping to meet you again. But you need to travel further, we came back home.
Markus, this what u are doing is a great thing, we wish you all best for your travel and for your charity action! :) Take care, and see you again on bike routes!“

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Kommentare

Christof Lause
Vor 3 Jahr

Hallo Markus,
ich freue mich über Deine Reiseberichte, bin aktuell mit dem Rad an Mosel und Rhein unterwegs.
Das mit Christof und Christian müssen wir aber nochmal üben😀,
Gute Weiterreise, Christof