Tag 46 Lokve Moscenicka Draga 70km

Veröffentlicht am 14. Juli 2021 um 20:41

Die Nacht über hat es ein ordentliches Gewitter gegeben und es einiges vom Himmel gekommen. Zum Glück ist der Spuk nun vorbei. Es sind bestimmt 15 Grad weniger als gestern und der Wald ist herrlich frisch nach dem Regen. Auf dem Weg sieht man gut das Ergebnis des nächtlichen Wetters. Überall liegen Äste, Schotter und ausgespülter Sand. Mich stört es nicht und auch niemanden anderes, denn es ist niemand sonst da. Ich lag richtig in der Vermutung, dass bis Rijeka kein Dorf mehr kommt. 

Es geht über zwei Paßhöhen mit jeweils fast 1000 Metern Höhe. Bei den Temperaturen kann man schon gut eine Jacke anhaben, insbesondere bei den Abfahrten. Nach der letzten Anhöhe kommt der Traum und die Belohnung eines jeden Radfahrers. Es geht 20km bis nach Rijeka nur runter. Von 1000 auf 0 Meter. Von 20 auf 30 Grad. Wie schnell das auf einmal geht. Nach einer Kurve kann man zum ersten Mal das Mittelmeer sehen. Welch ein Gefühl und Triumph! Da läßt der Putin einen nicht rein, dafür habe ich nun die Umleitung von der Ostsee bis an die Adria geschafft. Keine so schlechte Wahl. Rückblickend denke ich nur, dass die Nord - Süd Durchquerung weitaus abwechslungsreicher war als der Weg von West nach Ost. 

Leider ist auch irgendwann der Meeresspiegel erreicht und man muss selbst für das Vorankommen sorgen. Zwischenzeitlich wurde ich noch von einem Typen interviewt, wohin ich denn wolle und woher ich komme. Er ist begeistert und erzählt mit von seiner weitesten Radreisende von Rijeka nach Zadar. „Hey man, after 70km I couldn‘t feel my balls anymore“. Nachdem war bei ihm zumindest Schluss mit Radreisen. Er muss jetzt auch arbeiten und wünscht mir ganz viel Spaß.

Den habe ich auch und nutze den ersten Zugang mit Strand zum Meer für eine Pause. Die Außentemperaturen zum Vergleich zur Ostsee sind gleich. Aber das Wasser ist um einiges wärmer. Jetzt geht es aber erst Mal nur mit den Füßen rein. Ach ja, Kiesstrand. Da müssen sich die blanken Sohlen wohl erst mal dran gewöhnen. 

Auf der einzigen Straße entlang der Bucht geht es durch Opatia. Leider recht viel Verkehr, der sich plötzlich im nächsten Ort staut. Ich radele gemütlich vorbei. Grund ist ein Hausbrand und die Feuerwehr blockiert die Straße. Mit dem Fahrrad kann ich durch die Altstadt. Auf der Rückseite des qualmenden Gebäudes werden die Leute ganz normal im Café bedient. Scheint wohl - noch nicht - so schlimm zu sein. Nach kurzer Umfahrung komme ich wieder auf die Straße, wo sich nun die Autos aus der anderen Richtung stauen. Mehrere Autofahrern gebe ich Auskunft darüber, dass es wohl - für sie - länger dauern wird. Für mich ist es eine riesen Vorteil, da meine Fahrbahnrichtung nun komplett autofrei ist.

Im Appartment gibt es wieder, den wohl hier obligatorischen Begrüßungsschnapps und etwas getrockneten Fisch auf Toastbrot. Den Schnapps nehme ich, den Fisch entsorge ich nachher. Der Mut verläßt mich.

Zum Schwimmen geht es 500 Meter runter. Es ist herrlich. Klares Wasser, Blick auf die Bucht und die alten Häuser am Hang dieser recht kleinen Stadt, die heute mein Zuhause ist. Das Abendessen mache ich mit selbst. Der Balkon mit dem Blick auf das blaue Meer ist einfach zu traumhaft. 

 

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