Tag 11 Pause in Berlin 30 km

Veröffentlicht am 9. Juni 2021 um 23:22

Guten Morgen George, über meinem Bett im Wall Straßen Hotel steht der Spruch : „Aktien kaufen und gut und lange schlafen“. Zumindest den zweiten Teilsatz habe ich beherzigt. George Washington vom Dollar Schein auf dem Teppich sieht auch fit aus. Ein Tag frei. 

Zunächst muss ich aber zwei Haufen bilden. Einen Haufen mit Wäsche zum Waschen (siehe Spezial Feature zum Thema) und einen weiteren Haufen, mit Sachen, die ich beim bestem Willen (hoffentlich) nicht mehr benötige. Dazu zählt unter anderem eine Winterjacke, über die ich bei Tagestemperaturen von 28 Grad schmunzele. Aber auch eins von zwei großen Bade Frotteehandtücher müssen nun wirklich nicht mehr mit. Ich habe mir sagen lassen, dass ein mitgeführtes Micofaserhandtuch auch funktionieren würde. (Danke Christian vom Campingplatz in Bad Gandersheim). Das habe ich immer vermieden, aber nun doch ausprobiert. Macht auch trocken, zwar ähnlich eines Lederlappens, aber das Ding trocknet deutlich schneller und das Volumen ist nur ein Bruchteil der herkömmlichen Handtücher aus dem Hausgebrauch. Eines der beiden  Frotteehandtücher behalte ich aber dennoch. Der ganze Ballast inkl. des Radreiseführes bis Berlin landen in einer Edeka Papiertasche. Schon mal vorbereitet für eine Übergabe in Berlin Steglitz bei Jan und Anke heute Abend. 

Das Frühstücksbuffet zeigt, dass ich zwar nicht ganz alleine hier bin, aber die abgezählten 6 Brötchen zeugen nicht von Überfüllung.

Was steht heute auf dem Programm zu Fuß und mit ÖPNV? Ich möchte die Baustelle vom Stadtschloss sehen und suche mir touristische Nischen aus : Siemensstadt, Siemensbahn und Gropiusstadt. (Wer war schon da?). 

Ich laufe zur Baustelle des Stadtschlosses und zu meiner Verwunderung sehe ich, dass das Bauwerk bereits steht, fertig. Nix Baustelle. Beim letzten Besuch in Berlin, der nicht allzu lange zurück liegt, war hier nichts. Es gab nur irgendwelche Proteste dagegen, ob das Geld nicht besser für bezahlbaren Wohnraum investiert wäre. Alles fertig, Geht doch, ist nicht alles BER! Hier ist auch touristisch ein klein wenig was los. Ich denke nur, wer sich hier in so kurzer Zeit so ins Zeug gelegt hat. Beim letzten Bau des Schlosses hat es wohl länger gedauert. Nun aber Schluss mit den Marco Polo Insider Tipps. 

Mit der U und S Bahn geht es raus zur Haltestelle Siemensdamm. Hier gibt es die Siemensstadt (extra errichtet für die Mitarbeiter Anfang des letzten Jahrhundert). Gropius und Bauhaus läßt grüßen. Noch mehr interessiert mich jedoch der Lost Place der Siemensbahn, deren Betrieb in den Achtzigern (nach einem Generalstreik) eingestellt wurde. Die alte überirdische Bahnstrecke steht unter Denkmalschutz. Davon ist aber nicht viel zu sehen. Das hier hat nichts mit der Highline in New York zu tun, wo eine alte Bahnstrecke zu einem tollen Spazierweg über den Straßen von New York umgestaltet wurde. Der alte Haltebahnhof ist verrammelt und mit Gafittis und Müll übersäht. Über ein Loch im Zaum kommt man näher ran, aber leider nicht oben auf die Gleise. Für Klettern ist man hier zu beobachtet. So spaziere ich unterhalb der Bahnstrecke entlang. Durch ein neuerliches Loch im Zaun kommt man unbeobachtet nach oben auf die Gleise (bitte nachmachen). Hier oben hat sich die Natur in den vierzig Jahren einiges wiedergeholt. Bäume wuchern. Vögel zwitschern Mitten in der City. Wahrscheinlich ein ökologisches Paradies. Ich finde es spannend. Ich liebe das Gefühl des wahrscheinlich nicht ganz erlaubten.

Jetzt geht es einmal quer durch die Stadt mit der U7. Einheitlich zu schade bei dem Wetter, aber von der Siemensstadt soll es in die Gropiusstadt gehen. Zwei Dinge sind dort zu beachten. A) Das IDEAL Hochhaus, welches seinerzeit das größte Wohngebäude Europas war. B) Das Wohnhochhaus von Cristiane F. Das interessiert ich, da ich unlängst die Neuverfilmung des Klassikers auf Amazon Prime gesehen habe. Schön hoch hier alles und wahrscheinlich nicht sehenswert im klassischen Sinne. Dennoch hat es seinen Reiz. Und ich finde es spannend als einziger Tourist hier. 

Um fünf Uhr bin ich zurück im Hotel. Ich packe meine Sachen und belade nun wieder das Rad mit der Tüte zur Übergabe in der Ringstraße. Dank meiner Fahrrad NaviApp werde ich über tolle Radwege Richtung Südberlin geleitet. Toll hier, ist wirklich eine Radlerstadt. Ich stelle fest, dass dann leider meine Heimatstadt Münster nun doch nur die zweitschönste Stadt Deutschlands ist. 

15 Minuten vor der Zeit erreiche ich die Ringstraße. Komisch, sah beim letzten Mal ganz anders aus hier und die Hausnummer ist eine Schule. Ich rufe Jan an. Ja, denke ich, lieber Markus aus der Provinz. Berlin hat leider nicht EINE Ringstraße. Die richtige ist leider noch 5 km entfernt. Ok, wieder aufs Rad und weiter. Dann erreiche ich doch die richtige Adresse. Wir bereiten die Übergabe des Ballastes vor. (Dieser wird in den nächsten Wochen nach Münster transferiert). Zur Vorbereitung gibt es ein „Schampus der Straße“. Ein lecker gekühltes Bierchen. Leider müssen wir es bei ein paar Fotos belassen, da die beiden noch nach Pankow auf einen Geburtstag müssen. Wir verabreden uns auf ein Wiedersehen in Münster, wenn Jan seinen Bruder bei uns In der Nachbarschaft besucht.

Zurück geht es ohne Probleme, es scheint nur eine Wallstreet in Berlin zu geben. Jetzt geht der Abend beim Inder zu Ende und ich bin froh, dass ich „Deutsch - scharf“ bestellt habe. 

 

 

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