„Deutsch- scharf“ waren die letzten Worte bei der Bestellung zum Essen beim Inder gestern Abend. Das hörte auch ein Paar am Nachbartisch und wir kamen ins Gespräch. Über Corona Öffnungen und Hotels in Berlin, die eigentlich erst am Freitag für Tourismus zugelassen sind. Ich fragte die beiden, wie sie das denn angestellt hätten. Die Antwort war, dass sie mit einem Boot hier waren und quasi direkt hier am Spreekanal angelegt hatten. Sehr interessant, wie das so geht. Mir ist nur die Idee mit dem offiziellen R1 Reisebuchautor eingefallen. Hat auch geklappt. Die beiden (Ines und Jörg) bieten mir an, morgen die ersten Kilometer auf dem Boot raus aus Berlin zu fahren, inkl. Fahrradmitnahme. Finde ich super, frage aber mehrmals nach, ob es ernst gemeint sei. Immer :Ja klar. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns um 8:00 am Folgetag.
Ich werde entsprechend früh wach und frage nochmals nach. Immer noch JA. Also gehts mit Gepäck und Bike ca. 100m vom Hotel weg an den Anleger, wo die ESCORT auch schon steht und die beiden mich mit freudigen Blicken erwarten. Alles paßt auf das Boot und wir schippern fast alleine auf der Spree gen Osten. Mega cool die Privatfahrt vorbei an der City von Berlin. Irgendwo zwischen Berlin und Müggelsee werd ich samt aller Habseligkeiten an Land gesetzt. Diese Aktion werde ich bestimmt meinen Lebtag nicht vergessen. Dank an Euch und wie gesagt, Ihr seid herzlich bei uns in Münster eingeladen. Ich filme noch, wie die ESCORT ablegt und in See sticht. In dem Wissen, dass es noch langsamer voran geht, als bei mir. Die 8-10 km/h des Bootes schaffe ich locker.
Ich genieße den Rest der Großstadt, denn nun ist Deutchland bald vorbei. Bis Köpenick bleibt es spannend und der Weg führt traumhaft am Wasser vorbei. Nach einem kurzen Übersetzten mit der Fähre (zum Glück hatte ich mein 24h BVG Ticket noch nicht entsorgt) helfe ich zwei Erzieherinnen, die eine Gruppe von Kita Kids im Schlepptau haben, mit meinem Knochen aus dem Werkzeugbeutel. Ein Sattel muss höher geschraubt werden. Ich fühle mich nach Hause versetzt, als ein Kind fragt, wann es endlich was zu essen gibt. Der heißt bestimmt auch auch Paul.
In Köpenick selbst ist die Altstadt sehenswert und natürlich der Hauptmann. Vorsorglich mache ich noch einen Corona Test für Polen. Diesmal mit Stempel und auf Papier. Besser ist es.
Nun wird es allmählich ländlicher und verwaister. Erkner ist bereits eine Stadt, die nicht unbedingt mehr einlädt. Vielleicht hat Rainald Grebe doch Recht, denn hier wird es echt trist.
Irgendwann muss ich rechts, obwohl der R1 nach links geht. Achtung : verlasse nie den R1. Aber der Weg zum heutigen Campingplatz macht nur über die Alternativroute Sinn. Nun ja,die 18km sollen wohl passen. Erst gehts noch einigermaßen angenehm los, bis ich in Zinndorf rechts in die Frankfurter Chaussee einbiegen soll. Schon sehr bald mache ich erste Bekanntschaft mit einer Sandpiste. Das schwere Rad fährt wie auf Glatteis, bis es gar nicht mehr weitergeht. Ca. 1km schieben durch tiefen Sand. Womit hat Frankfurt eine solche Piste verdient? Ich ächzte mich letztendlich raus an einem Schild vorbei, worauf gewarnt wird, dass es hier keinen Winterdienst gibt. Danke für die Info.
Nun kommt eine Straße mit Asphalt. Es ist die B1 ohne Fahrradweg und wie in den neuen Bundesländern oft üblich, ohne Seitenstreifen. Das Navi sagt 10km und der Verkehr ist beträchtlich. Schön, dass ich einen Rückspiegel habe, dann kann ich die herannahenden LKW immer schön im Blick halten. Und hier soll die märkische Schweiz sein? Das konnte man nun doch wirklich nicht zu DDR Zeiten sagen, selbst ohne Reisefreiheit. Hier ist es platt!
Ich überlebe die 10 km im Verkehr und stehe nach weiteren 10 Minuten vor dem Campingplatz heute. Deja Vu von gestern. Hier ist nichts. Ich kontrolliere mein eingegebenes NaviZiel und es paßt leider wieder nicht. Es sind noch weitere 14km. Das beantwortet auch meine Zweifel, ob die heutige Etappe nicht ein wenig kurz war. Die Strecke geht nun auch wieder schnell in den R1 über und siehe da, die Landschaft ist schön, es gibt keinen Verkehr und die Schweiz ist auch da. So macht es Sinn, tatsächlich hoch und runter.
Kurzer Stopp zum Auftanken im total sehenswerten Städtchen Buckow.
Auf dem erreichten Campingplatz - nun korrekt - gibt es nicht viel, außer zwei extrem lustigen Kerlen in der Rezeption. Sonst bleibt nur ein Spurt zum Metzgerwagen, der gerade seine Auslage abgedeckt hat und den Heimweg antreten möchte. Da es hier in der weiteren Umgebung nichts gibt, kaufe ich zwei Majoran Würstchen und ein Steak. Dann düst auch gleich die letzte Einkaufsmöglichkeit ab.
In der zur Nutzung freigebenden Campingküche gibt es Herdplatten und eine Pfanne. Butter borge ich mir von Mitcampern aus Berlin. Es ist halt noch wenig los in diesen Zeiten, aber satt bin ich geworden.
Hier streunt ein grauhaariger Typ rum, der mich jetzt schon zum vierten Mal nach Zigaretten gefragt hat. Leider muss ich ihn jedes Mal enttäuschen. Zu kaufen gibt es in Umkreis von 10km keine. So hat jeder seine Sorgen. Ich grad ganz wenige.
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