Tag 36 Brünn Grub an der March (AT) 120km

Veröffentlicht am 4. Juli 2021 um 20:18

Das Abschiedsfeuerwerk gestern war der Knaller. Ich musste heute morgen erst mal nachsehen, ob ich das nur geträumt habe, oder ob es wirklich direkt vor meinem Hotelfenster stattgefunden hat. Die vielen Fotos und Videos auf meinem Handy geben mir die Antwort.

So wie die letzte Etappe sehr abenteuerlich war, so ist es heute eine gemütliche Sonntagstour passend zum Wochentag. Eine Pättkes Fahrt im Münsterland könnte nicht schöner sein. Die Wege füllen sich mit Radlern. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt. Hinz und Kunz ist auf dem Bike unterwegs. Es fallen jetzt auch gegenüber Polen die vielen E Bikes auf. Ich frage mich, ob der Anteil an E Bikes einen Aufschluss über den Wohlstand in einem Land aussagen. In Deutschland waren es mindestens 50% in Polen maximal 5% und hier in Tschechien sind es mindestens 40%. Passt zum übrigen Vergleich der Länder, wobei das überhaupt nicht negativ gemeint ist. Mir ist es hier fast zu wenig Abenteuer und zwischen den vielen Fahrradfahrern muss man ganz schön aufpassen. 

Die Gegend ist auch wirklich touristisch interessant. Tolle Wege, nur leichte Steigungen, Seen, Wälder und kleine Weindörfer. Klar, dass hier alle sein wollen. 

Ich will ja auch dahin. Nämlich ins Weinviertel in Österreich direkt an der Slowakischen Grenze. Der Mangel an geeigneten Unterkünften hier in der Region hat meine Auswahl auf eine Unterkunft auf einem Weingut fallen lassen. Es sei vorweg genommen : eine gute Wahl!

Selten habe ich den Unterschied zweier Länder so krass wahrgenommen, wie an der Grenze zwischen Tschechien und Österreich hier. Die grüne Grenze ist als solche kaum wahrzunehmen. Auf tschechischer Seite steht nichts. Auf österreichischer Seite sehe ich nur etwas, weil ich mich umdrehe und dort ein kleines Schild „Staatsgrenze 65m“ unscheinbar steht. Das wars. Was aber gerade noch Wald war und viele Menschen sich tummelten, wandelt sich auf einen Schag in eine völlig unbewaldete und unbevölkerte Savanne. Man kann bis zum Horizont schauen und sieht kein Haus, keine Menschenseele. Es könnte eine Hochebene in Südafrika oder mitten in Wisconsin im Cornbelt der USA sein. Nur eine Einsenbahnlinie zeugt von menschlicher Zivilisation. Man könnte meinen, hier hat man vergessen Österreich auszubreiten. Hat 20km so gar nichts von Alpenidylle oder lauschige Bergdörfern. Aber wie so oft hat auch diese seinen Reiz. 

Irgendwann wird es welliger und meine Unruhe legt sich, da Essig wohl das Weinviertel gibt. Es kommen die ersten Rebstöcke und dann auch keine Weindörfer. Die Steppe ist passee. 

Meine Unterkunft ist wirklich süß. Auf dem Wingut kann man in überdimensionalen Weinfässern nächtigen. Alle sehr liebevoll eingerichtet. Leider ist heute Sonntag und das ist der einzige Wochentag, an dem keine Weinprobe stattfindet. Aber der gut gefüllte Getränkekühlschrank in der Rezeption hat die ganze Nacht geöffnet. Einfach nur aufschreiben. Einem armen Fahrradtouristen wird dann auch noch Käse mit Brot gereicht, obwohl die Küche heute geschlossen ist. Fein!

Nur ein grantelndes älteres österreichisches Ehepaar nervt ein wenig, weil alles nicht recht ist. Zu guter letzt fährt der Mähroboter auch noch an deren Tisch auf dem Rasen. „nicht mal däs kriegn die hier gschissen“ und waren in ihrem Weinfass verschwunden. Nun ist herrliche Ruhe und der Mähroboter zieht wieder friedlich seine Kreise.

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