Tag 38 Dunajska Streda Zirc (HU) 116km

Veröffentlicht am 6. Juli 2021 um 21:26

Beinahe hätte ich ab heute zwei weitere Begleiter. Die beiden Kinder hatten sich schon fertig gemacht und die Laufräder geschnappt. Ich weiß nicht, ob ich dann wirklich heute hier angekommen wäre. 

Es geht jetzt rasend schnell. Vier Länder in 4 Tagen. (Fast) alle mit anderer Währung, Sprache und Lebensweisen, so wie Moralvorstellungen. Ich werde heute Ungarn erreichen. Zumindest sind die Blumen in den Vorgärten bunt.

Zunächst nach der herzlichen Verabschiedung (Ella und Oskar sind dann doch bei Mama und Papa geblieben) geht es nochmal zum Eindecken des Notwenigsten in Euro Währung. Bis ich Forint habe, könnte es dauern. Heute komme ich aufgrund der Temperaturen auf einen Flüssigkeitsnachschub von über sieben Litern! Da muss man vorsorgen.

Zunächst rollt es noch ein paar Kilometer auf dem Donaudamm. Völlig einsam. Kein Vergleich zum gestrigen Montag, wo es einen Feiertag in der Slowakei gab. Wenn doch mal einer vorbeikommt, dann gibt es ein freundliches Ahoi. Ich wundere mich, da ja weder Tschechien noch die Slowakei ausgesprochene Seefahrer waren. Abber davon muss ich mich nun auch verabschieden und mich an die ungarischen Begrüßungsritutale gewöhnen. 

An der Grenze alles wie gehabt. Einfach durchfahren. Ach wie schön ist Europa, selbst in Corona Zeiten. Sofort hinter der Grenze (die die Donau bildet) ist Fahrradverbot und ich muss einen Umweg nehmen. Auch her gibt es Schilder für Fahrradwege und Pisten mit wenig oder gar keinem Verkehr.

Der Kopf brutzelt schon ein wenig trotz Mütze dank des strahlend blauen Himmels und 35 Grad. Die erste ungarische Stadt Györ hat sich fein rausgeputzt und ich denke kurz daran hier schon im Mittag zu bleiben. Aber das mache ich dann doch nicht. Eine kurze Rast soll genügen. Mir bleibt nur der Gedanke, dass auch das Fahrradtempo fast zu schnell ist und man noch mehr Zeit haben müsste. Aber das wäre vermessen und ich radele freudestrahlend weiter durch phantastische Landschaften. Ich denke schmunzelnd zurück an die DaunenWinterjacke, die ich zum Glück in Berlin gelassen habe.

In den Rezensionen zu meiner heutigen Unterkunft stand „sieht noch aus wie ein Landschulheim aus, wo damals die DDR Jugend hin durfte". Ich bin gespannt und hab wieder keine große Erwartungen. Auch hier muss man seine Ankunft eine Stunde vorher ankündigen. Also wird dort auch wieder nichts los sein.

So decke ich mich, mittlerweile mit Forint bestückt, kurz vorher noch mit Wasser und Brötchen ein. Das war auch die richtige Entscheidung, denn heute Abend mussten die eiserneren Reserven an Nudelsuppen dran glauben, die ich seit Hövelhof mit mir rum schleppe.

Die Unterkunft hat wirklich was von Landschulheim, nur ohne DDR Kinder. Es riecht streng nach Putzmitteln, aber so schlecht ist es nicht. Ich habe sogar das Komfort Zimmer gebucht, welches 1€ mehr kostet als der Standard. Dafür kriege ich 3 Zimmer, drei Betten, ein eigens Bad, eine eignen Toilette und einen Waschraum. Mehr als genug und sehr sauber (riecht man leider auch). 

Ich schaue mich um und entdecke draußen ein Holzfass mit Wasser gefüllt. Ich kann nicht glauben, aber der Inhalt ist super heiß durch einen Holzofen angefeuert. Welch eine Wohltat nach der Etappe mit einem grandiosen Blick auf das Kloster von Zirc. Und ich bin alleine und kann ganz in Ruhe nach dem heißen Bad die Nudelsuppen aus dem Paderborner Land mit ungarischen Brötchen genießen. Morgen wird das Bad nicht ganz so heiß werden, aber ich freue mich tierisch auf den Balaton oder Plattensee. Dort erwartet mich ein Campingplatz direkt am Wasser und ein Tag mit erneut traumhaften Wetter.

Ach, bevor ich es vergesse. Irgendwann heute sind auch die 3.000 km geknackt worden.

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