Die Würfel sind gefallen. Je näher man sich dem Ende nähert (naja, ich habe noch über zwei Wochen) muss sich dann doch immer mehr festlegen bzgl. des Restprogramms. Der Entscheidungskorridor wird enger. Bis Zagreb, also morgen steht alles. Danach hatte ich die Option bis nach Tirana in Albanien zu verlängern, um dann die Fähre nach Ancona zu nehmen. Der Endpunkt der Reise ist der 26.07. Dann treffe ich meine Familie, die mich mit dem Bulli aufsammelt für den gemeinsamen Urlaub.
Leider muss ich aber realistisch bleiben. Von Zagreb nach Tirana sind es 1000km. Man kann immer noch gut 20% draufschlagen für notwendige kurzfristigste Tour Anpassungen. Bei 13 Tagen nach Zagreb (ohne Pause) komme ich auf über 90 Tageskilometer. In Anbetracht der Hitze und zu erwartenden Höhenkilometer habe ich die Fähre von Pula nach Venedig gebucht. Das ist machbar und die Kilometer in Italien und über die Alpen kann ich frei einteilen. Also, Albanien muss warten.
Heute ist es wieder interessant wie schnell sich Landschaft ändert. Aus dem nichtssagenden Übernachtungsstopp raus geht es noch durch ein paar ungarische Dörfer ohne jegliche Möglichkeit die letzten Forint auszugeben. An der Grenze zu Kroatien in einer Wechselbude tausche ich alles was ich noch an Bargeld habe in Kuna. Wahrscheinlich ein mega schlechter Kurs. Aber selbst das Klimpergeld ist weg.
An der Grenze ist zum ersten Mal Kontrolle angesagt. Auf kroatischer Seite hat sich bereits eine lange Schlange an diesem bedeutungslosen Grenzübergang gebildet. Ich sehe, wie alle Autofahrer vor mir die Ausweise inkl. irgendwelcher Papierdokumente dem Grenzbeamten rüberreichen. Wahrscheinlich irgendwelche Corona Tests. Die habe ich nicht. Als ich dran bin, überreiche ich neben meinem Personalausweis auch gleich den Impfpass. Den Grenzbeamten interessiert das wenig, er will viel mehr wissen wohin ich mit dem Rad will und wünscht mir viel Glück.
Auf kroatischer Seite wird es trist, trotz des traumhaften Wetters. Scheinbar sind Grenzregionen nicht gerade das Vorzeigeschild eine Landes. Ausgenommen natürlich Zwillbrock, wo ich die Reise vor 41 Tagen begonnen habe. Auf ungarischer Seite nur scheinbar unbewohnte Rummelbuden, auf kroatischer Seite viel Verkehr. Zudem ist die Region zwischen den Flüssen Mur und Drau sehr flach und landwirtschaftlich. Scheint fruchtbar hier zu sein. Es wechseln sich Rotkohl, Blumenkohl, Mais, Weizen, Himbeeren und sonstiges Gemüse und Obst ab. Hier könnte man sich auch gut ohne Geld durchschlagen. Ich mache mich über ein paar Himbeeren her. Sonst passiert nicht viel.
Nach Mur ist nun die Drau dran. Hier war ich schon mal mit meiner Frau, damals Freundin, auf dem Weg von Tirol nach Belgrad mit dem Rad. Varazdin habe ich eigentlich in guter Erinnerung. Heute werde ich herumgeführt und es beginnt eine 13km Strecke an einer Schnellstraße. Diese Route ist sowohl in meinen Karten als auch mit Schildern gekennzeichnet. Es ist ätzend. Das sind also Fahrradwege in Kroatien…
Ganz anders der Eindruck der Menschen hier. Der Ungar scheint an sich eher mit sich selbst beschäftigt zu sein und schaut in der Regel melancholisch in der Gegend rum. In Kroatien ist man nun endgültig bei den Südländern angekommen. Alle grüßen, einer reicht mit eine Flasche Wasser. Schön, dass sich Leute für einen interessieren. Man muss sich echt merken, dass ein „Hallo“ nichts kostet und sehr gut tut.
Zum Glück sehe ich eine Abkürzung auf meiner Karte, so dass die ätzende Stecke 3km weniger schlimm ist. Der Shortcut klappt und ich befinde mich von jetzt auf gleich in einer wunderschönen Berglandschaft. 100km Fahrradfahren sind halt nie gleich.
Heut gehts in Hotel Orion. Der Name an sich verspricht nichts Gutes. Es läuft laute kroatische Schlagermusik. Niemand da. Nach kurzer Zeit werde ich aber in bestem Deutsch angesprochen. Sie ist sehr zuvorkommend und glaube ich, froh mal wieder Deutsch zu sprechen. Sie erzählt mir viel von der schönen Zeit als sie in Deutschland tätig war. In Stuttgart und Montabaur. Mein Fahrrad erhält eine tollen Platz und ich ein super Zimmer.
Beim Abendessen bin ich ganz und gar nicht alleine. Mehrere Familien mit Kindern aus Polen sind auch hier. Ich freue mich wie sie sich mit Englisch versuchen durchzuschlagen. Ist ein wenig amüsant. Ich komme heute bestens betreut mit meiner Muttersprache durch.
Morgen freue ich mich auf Zagreb und einen Tag Pause. Der letzte freie Tag liegt schon etwas zurück, damals in Tschechien, in Brünn.
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