Tag 51 Conegliano Longarone 71km

Veröffentlicht am 19. Juli 2021 um 20:57

Heute war der Tag der weiten Wege und zum ersten Mal bin ich auf Menschen getroffen, die es nicht so gut mit mir meinten. 

Aber erst mal gehts die Berge hoch in nicht zu übertreffender Bergkulisse. Ich glaube, es gibt die Regel : je schöner die Landschaft, desto mehr muss man sich anstrengen. Ich kann schwer einschätzen, wie weit heute mein Weg werden wird. So zögere ich das Buchen einer Unterkunft möglichst weit hinaus. Es gab drei Alternativen, wobei eine bereits hinfällig ist, da meine Anfrage abgelehnt wurde, da diese belegt ist. Das wäre meine mittlere Favoritenvariante gewesen. So bleiben erst mal nur zwei Orte. Einer ca. 60 km, der andere 90 km entfernt. 

Ich schwitze gleich zu Beginn schon mal ordentlich am ersten Berg. Aber es gibt auch flachere Abschnitte an einem schönen Flußlauf entlang.

Dann steht irgendwo am Wegesrand ein „Durchfahrt verboten Schild“ am Radweg. Eigentlich nichts ungewöhnliches, da der Radweg ja nun für PKW gesperrt ist. Also schenke ich dem Hinweis wenig Beachtung. Der Weg geht auch klasse weiter und führt entlang des Flusses bergauf. Nach 5km wird der Schotterweg zu einer Asphaltstrecke. Hier muss ich aber eine Absperrung umfahren. Der Grund hierfür wird mit wenig später klar. Der Fluß hat den kompletten Radweg am Abhang weggespült. Ich stelle das Rad ab und inspiziere die Lage. Des erst Stück könnte man entlang der Geröllstrecke, wo einst der Radweg war, überwinden. Zu erst das Gepäck rüber tragen und dann das Rad. Ich klettere den Geröllweg, der steil zum Wasser abfällt, herunter und denke, dass das durchaus machbar ist. Dann fängt der Asphaltweg wieder an. Aber ich traue dem Braten nicht und gehe weiter. Ein paar Kurven weiter, ist eine Gerölllawine abgegangen und versperrt erneut den Weg.  Auch dieses Hindernis überklettere ich. Der Weg wird schmaler und vor einem Tunnel ist dann wirklich kein Weiterkommen. Der Weg ist von der anderen Seite durch eine Absperrung unüberwindbar dicht. Ich gebe auf und laufe und klettere zum abgestellten Rad zurück. Es bleibt nichts anderes als eine 15km Umweg in Kauf zu nehmen. Ich merke schon, dass die bevorzugte Richtung München - Venedig ist. Aus dieser Richtung wäre man erst gar nicht bis zur Abbruchstelle gekommen. Ich fahre aber umgekehrt.

Zumindest hat sich hierdurch schon mal das Etappenziel für heute etwas mehr verdichtet. Es wird wohl der erste Ort werden. Irgendwann komme ich wieder auf die richtige Stecke. 10km vor dem Ziel geht es wieder einen Berg hinauf. Schon wieder ein Sackgassenschild mit dem Hinweis „Chiuso a 1,4km“. Zweimal Pech haben kann man nicht und ich fahre den Berg hinauf. Die Straße ist komplett leer und in weiter Entfernung sieht man schon die Absperrung. Ich sehe, wie vor mir ein Junge mit einem Mountainbike die Gitter an der Seite umfährt. Ein Glück, es geht für Fahrräder weiter. Ich tue das gleiche und umfahre die Absperrung. Nur leider kommt mit der Junge wild fuchtelnd entgegen und gibt mir zu verstehen, dass „sempre“ ein Durchkommen ist nur jetzt nicht aus irgendwelchen Gründen. Ich versuche trotzdem mein Glück. Die Straße ist erneut mit Geröll zur Hälfte dicht aber kein Problem.

Etwas weiter sehe ich ein Baustellenfahrzeug. Als ich mich nähere stellt sich mit lautem Gebrüll mir ein Arbeiter in den Weg. Ich stoppe und er tritt mir mit voller Wucht gegen mein Vorderrad. Ich versuche zu beruhigen. Leider ohne Erfolg, er schreit weiter und holt mit der Faust aus. Das war für mich Zeichen genug, hier klein bei zugeben und umzukehren. Alleine gegen drei Bauarbeiter hier an der verlassenen Stelle ist keine gute Idee. Kurz denke ich an mein Pfefferspray, bin dann aber schon auf dem Rückzug. Also die zweite Umleitung heute. Ich bin richtig geladen und wollte zunächst die Absperrung umwerfen. Lass es aber dann doch aus Vernunft sein und nehme die zusätzliche Wegstrecke Zähne knirschend in Kauf.

Nun sitze ich vor der möglichen Unterkunft „Hotel Post“ in Longarone. Schaut ziemlich runtergekommen aus. Ich bemühe google für weitere Alternativen. Die „Albergo da Bona“ lächelt ich an. Die weiteren 2km sind kein Problem, nur dass hier schon wieder eine Baustelle ist und ich entgegen der Fahrtrichtung die Hauptstraße fahre, da diese einseitig gesperrt ist. Diesmal geht aber alles gut und die Albergo ist toll. Beim Abendessen ist es voll hier. Anscheinend kommen alle Bauarbeiter hier zum Essen. Mal sehen, ob der nette Kollege von vorhin hier auch noch auftaucht.

 

 

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